swa historisch: Die Gasbehälter - ein Industriedenkmal

Der 84 Meter hohe Gaskessel ist wohl das markanteste Bauwerk auf dem Gaswerk. Und auch die beiden Teleskop-Gasbehälter zählen zum Industriedenkmal.  Die spannende Entwicklung des Areals von der Gasproduktionsstätte zum Zentrum für Kultur und Kreativität – Teil 5.

Im Jahr 1915 wurden täglich rund 50.000 Kubikmeter Stadtgas aus Steinkohle auf dem Augsburger Gaswerksareal produziert und ins Netz eingespeist – halb so viel, wie in den großen Gaskessel passt. Übriges Gas wurde in den verschiedenen Gasbehältern gespeichert, die im Laufe der Zeit ausgebaut wurden, um den immer größer werdenden Energiebedarf Augsburgs zu decken. 

Ein einzigartiges Industriedenkmal

Dieser Ausbau über mehrere Jahrzehnte hinweg hat ein sehr seltenes Industriedenkmal geschaffen: Auf dem Gaswerksareal befinden sich Gasbehälter in zwei verschiedenen Bauarten, nämlich Scheiben-Gasbehälter und Teleskop-Gasbehälter. Vermutlich befinden sich auch die beiden letzten Teleskop-Gasbehälter mit dem patentierten Wölbbassin der MAN auf dem Augsburger Gaswerksareal. Das macht das Gaswerk so einzigartig in Europa. Hinter den verschiedenen Bauarten steckt eine faszinierende Technik.

Teleskopgasbehälter: Ausfahrbarer Gasspeicher

Die beiden Teleskop-Gasbehälter sind die ersten Gasspeicher, die zwischen 1910 und 1913 auf dem Areal gebaut wurden. Sie haben ein Fassungsvermögen von 25.000 bzw. 50.000 Kubikmeter. Historische Bilder machen aber deutlich, wie die Behälter funktioniert haben. Wie der Name schon sagt, waren die Behälter, genau wie ein Teleskop, ausfahrbar. Der Behälter bestand aus einer Glocke (mit Dach) und mehreren, ineinander geschobenen Ringen, die Hubtassen bzw. Teleskope genannt werden. Diese Teleskope wurden mit Rollen am Eisengerüst geführt, an dem sie, je nach Stand der Gasfüllung, nach oben oder unten wanderten. Heute sind von ihnen die Eisengerüste und die sogenannten Wölbbassins sichtbar, die Glocke und Hubtassen sind eingefahren.

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Mit Wasser gefüllte Wölbbassins als Abdichtung

Unter dem Eisengerüst befindet sich das sogenannte Wölbbassin, ein mit Wasser gefüllter Behälter. Das Gas strömte durch diesen Behälter ein. Dadurch erhöhte sich der Druck im Inneren und die Teleskope wanderten am Eisengerüst nach oben. Das Wasser dichtete den Behälter vollständig ab. Um diese Schutzfunktion auch im Winter zu gewährleisten, musste das Wasser beheizt werden. Normal ist das Wasserbecken seitlich gerade und nicht gewölbt, hier in Augsburg wurde aber eine Sonderbauform gebaut, die es ermöglichte die Behälter noch größer und „leichter“ zu bauen.

Der erste Scheibengasbehälter weltweit stand in Augsburg

Zwei Jahre später, 1915, wurde der erste Scheiben-Gasbehälter weltweit hier auf dem Gaswerksareal bei den Werkstätten erreichtet. Er hatte ein Fassungsvermögen von 1.400 Kubikmeter und reiht sich heute in die denkmalgeschützten Gebäude auf dem Gelände ein. Denn der eigentliche Gasbehälter befand sich in einem rund 20 Meter hohen Gebäude, um ihn vor Wind, Nässe und Schnee zu schützen. Im kleinen Scheibengasbehälter wurde das Wassergas bzw. Generatorengas gespeichert, das man zum Beispiel für die Erhitzung der Steinkohle im Ofenhaus benötigt hat. Dieses Gas wurde aus Koks – also dem „Abfall“ von der Gasproduktion hergestellt. 1969 wurde der kleine Scheibengasbehälter ausgebaut, sodass heute nur noch die Umhüllung übriggeblieben ist. Durch das Kuppeldach wirkt der Innenraum wie eine große Kapelle.

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Der große Scheibengasbehälter als Wahrzeichen des Gaswerks

Das Gebäude, das bis heute das Wahrzeichen des Gaswerks ist, ist der große Scheibengasbehälter. Der „Gaskessel“ wurde erst 1953 bis 1954 erbaut und hat ein Fassungsvermögen von 100.000 Kubikmeter Gas. Im Gegensatz zu den Teleskopgasbehältern ist zur Speicherung kein Wasser nötig. Im Inneren des Behälters befand sich eine bewegliche Scheibe. Sie trennte den unteren, mit Gas gefüllten Bereich des Behälters vom oberen mit Umgebungsluft gefüllten Bereich über der Scheibe ab. Das Gewicht der Scheibe mit Abdichtöl beträgt 219 Tonnen. Um den notwendigen Gasdruck zu erhalten, ist die Scheibe mit 1820 Betongewichten belegt, sodass sie dann insgesamt 356 Tonnen wiegt. Nach der Stilllegung ist die Scheibe auf den Grund des Behälters gelegt worden.

400 Stufen bis zum Panoramablick

Insgesamt 153 Gasbehälter dieser Art wurden von MAN in ganz Deutschland verbaut. Heute existieren davon nur noch zehn Stück, inklusive dem Augsburger Gaskessel. Mit fast 85 Metern Höhe ist er heute das dritthöchste begehbare Bauwerk in Augsburg. Wer das Panorama vom Gaskessel genießen will, muss fast 400 Stufen bezwingen. Die swa bieten regelmäßig geführte Aufstiege auf den Gaskessel an und machen das Gaswerk so aus luftiger Höhe erlebbar.

Fotos: Sammlung Franz Häußler

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