Mit Herz und Strenge: die Busfahrschule

Streng ist er – aber er hat auch ein großes Herz. Robert Kratzsch ist Fahrlehrer bei den swa. Er verrät, wie die Ausbildung abläuft – und warum es bis jetzt jeder geschafft hat.

Da kann man schon mal ins Schwitzen kommen! Plötzlich sitzt man hinter dem riesigen Lenkrad eines Linienbusses. 280 PS hat er unter der Haube, 12 Meter ist er lang und gut 2,50 Meter breit. Irgendwie kommt man sich ganz klein vor. Die Spuren auf der Straße, die sonst so breit wirken, sind irgendwie viel schmaler geworden. Und wo man sonst drei Pedale zur Verfügung hat, sind plötzlich nur noch zwei im Fußraum. Das kann ja was werden!

Ganz wie im Auto – nur eben viel größer
Glücklicherweise muss man da nicht alleine durch. Nebenan sitzt Fahrlehrer Robert Kratzsch, der das Gefühl vermittelt: „Das wird schon – aber konzentriere dich und bleib bei der Sache!“ Und tatsächlich: Die ersten Meter auf dem Gelände des Busbetriebshofes in Lechhausen klappen ganz gut. Automatik ist auch gar nicht so übel, wie man zunächst denkt und so ganz ohne Gegenverkehr geht es auch mit dem Spurhalten überraschend gut. Schwieriger sind die ersten Lenkversuche und das Abbiegen, denn die Lenkachse ist circa zwei Meter hinter dem Fahrer. Somit benötigt der Bus in den Kurven und beim Abbiegen viel mehr Platz als ein Auto. Da erwischt man schon mal ganz schnell mit der Hinterachse den Bordstein. Spannender wird’s wohl draußen, in den teils echt schmalen Straßen Augsburgs. Aber wie gesagt: Auch da muss man erstmal nicht alleine durch.

Die „Ruhe in Person“ nimmt Platz auf dem Fahrlehrersitz
Robert Kratzsch ist die Ruhe in Person. Seit 2006 ist er ein Teil der swa. Erst als Busfahrer, dann als Kombifahrer, der auch Straßenbahnen im Griff hat. Später dann Ausbilder für Straßenbahnfahrer sowie Fahrlehrer der Führerscheinklassen BE, CE und DE – also Auto, Lkw und Bus (E = mit Anhänger). Wie seine Fahrlehrerkollegen auch sitzt Robert Kratzsch auf dem Fahrlehrersitz neben dem Fahrschüler, die Doppelpedalerie unter sich, mit der er bremsen und Gas geben kann, wenn es die Situation erfordert. „Aber“, so sagt er, „das kommt selten vor, denn ein guter Fahrlehrer leitet seinen Fahrschüler frühzeitig an, schwierige Situationen wie Engstellen oder andere Verkehrsteilnehmer, die einen Bus übersehen, zu erkennen und hilft somit dem Fahrschüler sich rechtzeitig darauf einzustellen.“ Wird der Bus nicht für die Fahrstunden benötigt, ist dieser im Linienbetrieb eingesetzt. Mit ein paar Handgriffen wird er zu einem Ausbildungsbus umgebaut.

Egal, wie alt: Busfahrer kann jeder werden.
Neben Robert Kratzsch nehmen Fahrschüler aus verschiedenen Altersklassen Platz. Auch Quereinsteiger, die einen neuen Beruf erlernen möchten, sind bei dem erfahrenen Fahrlehrer und seinen Kollegen gerne gesehen. Aber auch erst 18-Jährige, die ihre Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb bei den swa machen. Denn wenn sie nur im Linienverkehr unter 50 Kilometern eingesetzt werden, dürfen sie ihren Führerschein schon erwerben, obwohl sie noch keine 24 Jahre alt sind. Voraussetzung ist, dass sie mindestens seit einem Jahr eine gültige Fahrerlaubnis Klasse B haben. Die jungen Fahrschüler müssen neben der theoretischen Ausbildung und Prüfung 89 Fahrstunden absolvieren, bevor Sie zur praktischen Prüfung zugelassen werden. Wer seinen Führerschein der Klasse B schon etwas länger hat, braucht auch weniger Ausbildungszeit bis zur Führerscheinprüfung: Da geht’s schon in 58 Stunden, sogar nur 22 Stunden brauchen Busneulinge, die bereits einen Lkw-Führerschein in der Tasche haben. In der Regel dauert es etwa zwei bis drei Monate, bis die Fahrschüler fit für die praktische Prüfung sind.

Was man nicht alles lernen muss...
Was alle schon vor der ersten Fahrstunde ableisten müssen, ist die „Berufskraftfahrerqualifikation“ mit Abschlussprüfung bei der IHK. Da gibt es die Theorie rund um Inhalte wie „Energiesparende Fahrweise“ oder „Sicherheit und Komfort der Fahrgäste“. Die theoretischen Grundlagen zum Erwerb des Busführerscheins gibt es danach während der praktischen Ausbildung bei der swa selbst – ganz so, wie es beim Auto auch ist. Nur halt ein bisschen größer. Daneben lernen die Fahrschüler von Robert Kratzsch und seinen Kollegen auch die Technik der Busse der swa kennen, damit sie sich im Notfall auch mal selber helfen können. „Ein technisches Grundverständnis ist daher natürlich hilfreich, aber keine Voraussetzung“, weiß Robert Kratzsch. Und da räumt er auch gleich mit Vorurteilen auf: „Da ist es egal, ob Frau oder Mann. Lernen kann es jeder!“

Verantwortung für Fahrgäste und die Umwelt
Bei den swa stehen auch viele Ausbildungsinhalte auf dem Plan, die man so vielleicht in keiner Lerngrundlage findet. „Wir wollen verantwortungsvolle Fahrer ausbilden“, betont Robert Kratzsch. „Die Verantwortung für die Fahrgäste übernehmen, aber auch für die Umwelt.“ Denn mit Automatikgetriebe sanft anfahren ist gar nicht so einfach, wie man glauben mag. Und rechtzeitig vom Gas gehen und den Bus eher mal rollen lassen, um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren, ist auch nicht selbstverständlich. „Je ruhiger unserer Fahrer fahren, desto stressfreier rollt der Verkehr in Augsburg – und da haben alle was davon“, erklärt Robert Kratzsch.

Aber um als frischgebackene Busfahrer alleine mit Fahrgästen in Augsburg für die swa fahren zu dürfen, müssen Sie für 4 Wochen in die betriebliche Ausbildung. Hier bekommen sie die Einweisung auf die verschiedenen Fahrzeuge, die Linien sowie den Fahrscheintarif.

„Aus Liebe zum Fahrlehrerberuf“
Am Ende jeder Ausbildung steht eine große Aufgabe: „Wir wollen, dass jeder Fahrschüler besteht. Für sie ist es ein erreichbares Ziel, für uns die pure Liebe zum Fahrlehrerberuf“, sagt Robert Kratzsch, „Jeder Fahrschüler ist es wert, dass wir unser Bestes geben, um aus ihm einen essenziellen Teil eines funktionierenden ÖPNV zu machen.“

Foto: Bernd Jaufmann

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