
Ein neuer Weg für Fische am Hochablass
Der Beginn eines völlig neuen Zeitalters: das bedeutet die Fischaufstiegsanlage am Hochablass für die Fische und Kleinlebewesen im Lech. Erstmals seit mindestens 120 Jahren werden sie dann den Höhenunterschied von rund 7,5 Metern am Hochablass überwinden können. Die Stadtwerke Augsburg (swa) werden Mitte kommenden Jahres mit dem Bau einer Fischaufstiegsanlage beginnen. Nach der Genehmigung im Juli 2024 ist der Baubeginn für das zweite Quartal 2026 geplant. Die Bauzeit wird voraussichtlich rund eineinhalb Jahre dauern und ist abhängig von der Anzahl und Häufigkeit der Hochwasserereignisse.
Ökologische Verbesserung mit barrierefreier Durchlässigkeit
„Mit dem Bau der neuen Fischaufstiegsanlage schaffen die swa eine dauerhafte Lösung für die ökologische Durchgängigkeit am Hochablass“, erklärte Umweltreferent Reiner Erben bei einer Bürgerinformationsveranstaltung. „Damit setzen wir ein wichtiges Zeichen für den Gewässerschutz und die Artenvielfalt in unserer Region.“ Mit dem Bau des Wasserkraftwerkes am Hochablass, welches 2013 in Betrieb ging, entschlossen sich die swa ebenfalls eine Fischaufstiegsanlage zu bauen. Der Bau ist unabhängig vom Betrieb des Wasserkraftwerkes erforderlich, und keine Bedingung für die Errichtung und den Betrieb.
Damit wird erstmals seit Bestehen des Hochablasses an dieser Stelle eine Durchgängigkeit für Fische und Kleinlebewesen im Lech flussauf- und –abwärts geschaffen. Vor rund 120 Jahren wurde der Hochablass ähnlich seiner heutigen Form gebaut. Bereits im 14. Jahrhundert wurde wegen der Ableitungen des Lechs in die Stadt an der Stelle des Hochablasses eine Barriere im Lech errichtet, die seitdem für Fisch und Kleinlebewesen ein unüberwindliches Hindernis darstellte – bis heute.
Die Planung der neuen Fischaufstiegsanlage begann gleichzeitig mit dem Bau des Wasserkraftwerkes am Hochablass. Aufgrund von verschiedenen Auflagen aus den Genehmigungsbehörden, der Fischereifachberatung sowie dem UNESCO Welterbe Koordinationsbüro musste die Planung mehrmals überarbeitet und an den neusten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Funktionsweise solcher Anlagen angepasst werden.
Rainer Nauerz: „Eine nachhaltige Lösung“
„Die Abstimmung mit dem UNESCO-Sekretariat war ein wichtiger Schritt, den wir mit Sorgfalt angegangen sind“, sagt swa Geschäftsführer Rainer Nauerz. „Umso erfreulicher ist es, dass der Bau der Fischaufstiegsanlage nun im Einklang mit dem UNESCO-Weltkulturerbe steht. Damit schaffen wir eine nachhaltige Lösung, die sowohl dem Naturschutz als auch dem Erhalt des kulturellen Erbes gerecht wird.“
70 4x2 Meter große Becken überwinden rund 7,5 Meter Höhe
Von der sehr kleinen Mühlkoppe, die kaum schwimmfähig nur gegen geringe Fließgeschwindigkeiten im Wasser ankommt, bis hin zum kräftigen Huchen können dank der Fischaufstiegsanlage alle Lechfische sowie Leinlebewesen über 70, vier auf zwei Meter große Becken ins Oberwasser aufsteigen, oder ins Unterwasser absteigen. Die Becken werden in Serpentinen angelegt unterhalb des Wehres an der sogenannten „Bastion“ auf der Hochzoller Lechseite errichtet. Anschließend werden die Betonoberflächen der Becken aufgeraut, damit sich schneller Moos bildet und die Becken sich gut in die Landschaft einfügen. In die Becken wird außerdem Substrat eingebracht, so dass sich Fische und Kleinlebewesen auch gerne darin aufhalten.
Mit dem Bau der Fischaufstiegsanlage wird auch der provisorisch aufgeschüttete Kiesdamm als Übergang vom Lechdamm auf die Ostseite des Kuhsees zurückgebaut. An dieser Stelle plant die Stadt Augsburg einen Steg für Fußgänger, Radfahrer sowie Rettungskräfte. Eingriffe ins Grün wird es bis auf einige wild gewachsene Büsche im Auslaufbereich des Kuhsees nicht geben. Die sogenannte „Bastion“, an deren Fuß die Anlage im Lech entsteht, bleibt im oberen Bereich unangetastet und soll Teil einer späteren Gestaltung durch die Stadt Augsburg sein.
Beeinträchtigungen sollen gering gehalten werden
Die Bauarbeiten starten nach dem möglichen Pfingsthochwasser im zweiten Quartal 2026 und dauern rund eineinhalb Jahre. Auch die Bauzeit ist dabei abhängig vom Pegelstand des Lechs – bei möglichem Hochwasser müssen die Arbeiten unterbrochen werden. Während der Bauzeit wird es punktuell Einschränkungen wegen des Bauverkehrs und des notwendigen Baufeldes, etwa mit Errichtung eines Krans geben. Der Übergang über den Hochablass soll möglichst gewährleistet bleiben - mit kurzen Unterbrechungen muss jedoch gerechnet werden. Die Bauarbeiten erfolgen zu den normalen Tageszeiten und Lärmbelästigungen für die Anwohner sollen möglichst gering sein. Ganz zu vermeiden sind diese etwa beim Einrammen von Spundwänden jedoch nicht.
Fotos: swa/Thomas Hosemann
