Darum ist der „Spickel“ spitze

Die Geschichte einer Haltestelle, die nicht im gleichnamigen Stadtbezirk liegt und deren Name eng mit dem Augsburger Wasser zusammenhängt.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Haltestelle „Spickel“ liegt nicht IM selbigen, sondern AM. Genaugenommen befindet sie sich im Herrenbachviertel, nur ein paar Dutzend Meter von dessen Südgrenze entfernt, der Friedberger Straße. Auf deren gegenüberliegenden Seite erkennen wir, während wir auf die Ankunft des 33ers oder 36ers warten, hoch aufragende Bäume – hinter denen schließlich der „Spickel“ beginnt, Namensgeber unserer Haltestelle.

Latein-Nachhilfe im Schnelldurchlauf
Wie überall, wo einst die Römer unterwegs waren, hilft ein erster Blick ins Latein-Buch. „Spiculum“, so heißt es dort, bezeichnet einen Stachel oder eine Spitze. Und siehe da, „Spitze“ trifft’s am besten, was mit dem „Spickel“ gemeint ist: eine kleine Insel in Dreiecksform am Zusammenfluss von zwei Lechkanälen, die vom Hochablass herunterkommen. Das Wort ist hiesige Mundart, wie Anton Birlinger in seinem Schwäbisch-Augsburgischen Wörterbuch von 1864 schreibt: „d[ie] Lechkanalinsel b[ei] A[ugsburg] 'i gang halt auff də spiggl'; esz ist ein Lustort mit Wirtshaus da.“

Spickel – the place to be
Gut essen und trinken, feiern und genießen direkt in der Natur: Abgesehen von der Schreibweise – aber wer will in Dialekt-Fragen schon um Kleinigkeiten streiten – also eine seit langer Zeit beliebte und geschätzte Adresse. „Einer der angenehmsten Pläzze ist der sogenannte Spikel, eine waldigte Insel, zwischen zweien Armen des Lechs, in englischem Geschmakke angelegt“, schwärmte einst Theophil Friedrich Ehrmann in seinen „Briefen aus Augsburg“. Vom Spickel als ein beliebtes Ausflugsziel berichtete auch ein Buch von 1804: „An einer andern Stelle überrascht den Lustwandler plötzlich die stille friedliche Klause eines Einsiedlers. Auch andere Anstalten zur Beförderung der Leibesbewegung und der Unterhaltung zum Schaukeln, Kegelschieben etc. wurden getroffen.“

Liebe geht durch den Magen
So beliebt war das „Insel“ genannte Gasthaus bei den Menschen in der Gegend, dass es an der bis 1840 gebauten Eisenbahnstrecke von Augsburg nach München eine eigene Haltestelle erhielt. Zusammen mit der Ausflugswirtschaft ist sie schon lange von der Landkarte verschwunden. Ihre Nachfolgerin lässt die vergnüglichen Zeiten nur noch erahnen, unter anderem mit dem Ausblick auf einen Pizza-Dienst. Immerhin: Fein säuberlich in Dreiecke geschnitten, lassen sich dessen Produkte Stück für Stück genießen, oder eben „Spickel für Spickel“.

Bild: vmm wirtschaftsverlag/Ulrich Pfaffenberger

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