
Wo ist das Turamichele?
Ein Stück Augsburger Geschichte macht sich auf den Weg: Die berühmte Turamichele-Figurengruppe aus dem Perlachturm wird restauriert – und die Stadtwerke Augsburg (swa) sind mittendrin.
Wenn Ende September das Gute gegen das Böse kämpft, heißt es wieder: Turamichele! Doch dieses Jahr sieht das berühmte Spiel am Perlachturm etwas anders aus als sonst. Denn das Turamichele musste im Februar aus dem Perlachturm ausziehen. Es wurde aus seiner angestammten Nische in der Michaelskapelle des Perlachturms gehoben und in die Restaurationswerkstatt von Axel Wieland in Friedberg gebracht. Dort wird die traditionsreiche Figurengruppe, bestehend aus dem heiligen Michael, der für das Gute steht, und dem Teufel, die jedes Jahr zum Michaelitag tausende Kinderaugen zum Staunen bringt, fachgerecht erneuert.
Feinste Handarbeit in Friedberg
In der Werkstatt angekommen, beginnt nun die aufwendige Restaurierung. Zunächst wird das Turamichele mit Watte und Reinigungsbenzin gesäubert. „So bringe ich die Farbe und das Gold am Umhang des Turamicheles wieder zum Glänzen“, erklärt Restaurator Axel Wieland. An einigen Stellen ist die Farbe von der Figur abgeplatzt. „Ich kitte diese Stellen mit einer Mischung aus Kreide und Leim, die ich mit einem kleinen Spachtel auftrage und forme“, sagt Axel Wieland. Danach folgt der dritte Schritt: die Retusche. Mit Aquarell- und Ölfarben vervollständigt Axel Wieland die gekitteten Stellen, sodass das Turamichele wieder bereit für seine künftigen Auftritte ist. Besonders bemerkenswert: Das Blattgold, das für die Vergoldung verwendet wird, stammt aus Augsburg und wird mithilfe von Öl aufgetragen – ganz im Sinne der originalgetreuen Wiederherstellung. Als gebürtiger Augsburger kennt Axel Wieland das Turamichele seit seiner Kindheit und freut sich über den besonderen Auftrag. „Auch meine Tochter ist begeistert von unserem prominenten Gast in der Werkstatt und würde am liebsten bei der Restaurierung mithelfen“, ergänzt Axel Wieland.
Voraussichtlich 2027 kehrt das Turamichele zurück
Die swa begleiten den Transport und unterstützen die Restaurierung mit 20.000 Euro – ein bedeutender Beitrag zu den Gesamtkosten von rund 70.000 Euro. Auch die „Burkhard und Edith Wollschläger-Stiftung“ beteiligt sich an der Finanzierung. Der Transport der Figur war eine logistische Meisterleistung: Restaurator Axel Wieland fertigte eine maßgeschneiderte Holzkiste mit Transportsicherung an. Streben, Gurte und ausgepolsterte Hohlräume sorgten dafür, dass Arme und Kopf des Turamichele sicher fixiert waren. Ein Baukran hob die Figur schließlich vorsichtig aus dem Fenster der Michaelskapelle – ein Moment, der selbst erfahrene Handwerker kurz innehalten ließ. Die Restaurierung soll rechtzeitig vor der Wiedereröffnung des Perlachturms im Jahr 2027 abgeschlossen sein. Dann kehrt das Turamichele zurück an seinen angestammten Platz – bereit, erneut Generationen von Kindern zu begeistern.
So verläuft das Turamichele-Fest 2025
Während die Turamichele-Figurengruppe im Friedberg restauriert wird, findet das Turamichele-Fest auf dem Rathausplatz trotzdem traditionell rund um den Michaelistag (29. September) am Wochenende, 27. und 28. September statt. Dieses Jahr wird das Spiel von den Marionetten aus der Augsburger Puppenkiste aufgeführt. Zwischen 10 und 18 Uhr lassen Kinder zum Sieg des Guten über das Böse Friedensluftballons steigen.
Ein Fest mit Geschichte – und Zukunft
Das Turamichele-Fest zählt mit seinen fast 500 Jahren zu den ältesten und größten Kinderfesten in der Region Augsburg. Seit 1953 betreuen die Stadtwerke Augsburg das Figurenspiel technisch und organisatorisch. Zuletzt wurde das Turamichele im Jahr 2003 restauriert – ebenfalls im Auftrag der swa. Jedes Jahr rund um den Michaelitag am 29. September öffnet sich zur vollen Stunde ein Fenster im Perlachturm. Der Heilige Michael erscheint und besiegt den Teufelsdrachen – ein symbolischer Sieg des Guten über das Böse, begleitet vom Zählen der Glockenschläge und dem Jubel der Kinder. Anschließend steigen bunte Luftballons in den Stadtfarben als Friedensgrüße in den Himmel. Die swa setzen sich mit Herz und Engagement für den Erhalt dieser Augsburger Tradition ein. Denn das Turamichele ist mehr als nur eine Figur – es ist ein lebendiges Symbol für Gemeinschaft, Geschichte und die Freude der Kinder.
Fotos: swa/Thomas Hosemann

Durch Klick auf das Videosymbol willigen Sie in die Datenverarbeitung durch Google ein. Zusätzliche Hinweise zum Datenschutz finden Sie hier.
