Straßenbahn fährt an eine Haltestelle

Warum auf dem Pfersee keine Enten schwimmen

Hätten Sie gewusst, woher der Stadtteil Pfersee seinen Namen hat? Einen See sucht man hier immerhin vergeblich…

„Vor den Toren Augsburgs…“ Kaum eine Beschreibung des Stadtteils Pfersee kommt ohne diese Formulierung aus. Was unter anderem damit zusammenhängt, dass die Sache mit dem „Stadtteil“ noch relativ frisch ist. Denn viele Jahrhunderte lang handelte es sich um eine selbstständige Ortschaft. Bis die Pferseer nach der Silvesterfeier am 31. Dezember 1910 schlafen gegangen sind, um am 1. Januar 1911 als Augsburger wieder aufzuwachen. Eingemeindet! Was zwar spannend, aber im Lauf der Pferseer Geschichte nicht einzigartig war. Von 1579 bis 1805 hatte der Ort zur Markgrafschaft Burgau gehört – und damit zu Vorderösterreich. Geh, hearst!?

Links ist Straßenbahnhaltestelle
Links ist eine Straßenbahn der Linie 3 zu sehen, auf der Anzeige steht

Von Seen, Burgen und Pforten
Was ebenfalls aus dem Rahmen fällt, ist der Name „Pfersee“. Denn egal, ob man sich damals dort umgeschaut hat, oder ob man heute aufmerksam durch den Ort geht: Einen nennenswerten See fand und findet man nicht. Woher dann der Name? Sprachwissenschaftler wissen längst Bescheid: Statt „Pfersee“ könnte es auch Pherrese, Pherse, Pferse, Pfersen heißen. Auch die Namen Pferschen, Phersheim, Pfertzen und Pferschen werden in historischen Dokumenten genannt. Gemeint ist immer das gleiche: „Perz", das keltische Wort für Burg oder Pforte. Aha, daher also: „Vor den Toren Augsburgs…“

Wenn Kelten auf Römer treffen
Nah dran an der Lösung, aber noch nicht ganz. Denn als die Kelten hier in der Gegend zuhause waren, gab’s Augsburg noch gar nicht. Vielmehr wurden sie von hier vertrieben – durch die Römer, die dann ihr „Augusta Vindelicum“ gründeten. Das wiederum war nicht sofort ein zusammenhängendes Stadtgebiet, sondern ein Netzwerk mehrerer militärischer Stützpunkte. Einer davon war eine kleine befestigte Anlage dort, wo über die Wertach eine wichtige Straße nach Westen führte. Einen Kontrollpunkt vielleicht oder eine Art Einlass-Tor haben die Soldaten des Augustus dort gebaut und es „porta“ genannt – und „perz“ die Einheimischen. Denn obwohl die Kelten fort waren, hatte sich ihre Sprache erhalten.

Eine Grasfläche, rechts stehen swaRäder. Weiter hinten ist ein Parkplatz und eine große Kirche. - Ein Klick auf das Bild führt zur vergrößerten Fotoansicht.
Eine Straße mit Tramschienen. An der Straße sind parkende Autos zu sehen, rechts ein Gehweg und ein Gebäude. - Ein Klick auf das Bild führt zur vergrößerten Fotoansicht.

Wie die Wiese zu ihrem Namen kam
Apropos „Einheimische“: Wie nannte man wohl die Menschen, die in Perz daheim waren? Genau, die „Perzheimer“. Das stand auch auf dem Klingelschild jener Adelsfamilie, die im Pferseer Schlössle wohnte und an die bis heute die Perzheimwiese erinnert.

Eine Haltestelle inmitten von Geschichte
Die Haltestelle „Pfersee“ liegt mittendrin zwischen all diesen Plätzen und Adressen. Dort, wo das Herz des alten Ortes schlägt: an dem Platz vor St. Michael, die lange Zeit die Pfarrkirche des Dorfes war. Ja, Dorf. Denn die Industrie, die Pfersee großmachte, kam erst nach dem Jahr 1850 hierhin, als Firmengründer in Augsburg keinen Platz mehr fanden und sich auf den Äckern und Feldern im Westen der Stadt ansiedelten. Was, wie wir wissen, inzwischen ebenfalls wieder Geschichte ist.

Eine Straßenbahn fährt von der Haltestelle ab. Eine Frau sitzt an der Haltestelle auf einer Bank, zwei Personen überqueren die Straße. Rechts stehen mehrere Autos vor der roten Ampel. - Ein Klick auf das Bild führt zur vergrößerten Fotoansicht.
Ein Kirchenturm umgeben von Bäumen. - Ein Klick auf das Bild führt zur vergrößerten Fotoansicht.

Bild: vmm wirtschaftsverlag/Ulrich Pfaffenberger

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